Zwei sportliche Großereignisse prägten die Wahrnehmung in der Stadt Bonn am 2. Aprilwochenende in einer Weise, die unterschiedlicher nicht hätte sein können: der Deutsche Postmarathon und der President’s Cup der ETU, der European Taekwondo Union.
Der 16. Postmarathon gehört zweifellos zu den sportlichen Highlights der Bundesstadt und ist bekannte und liebgewordene Tradition. Mehr als 13.000 Läufer, sowie einige Skater und Handbiker, begaben sich auf die halbe oder die volle klassische Marathon-Distanz, um mit sich und dem inneren Schweinehund zu kämpfen und die Ziellinie vor dem Alten Rathaus zu erreichen. Das Wetter war wunderbar, viele Tausende gutgelaunter Zuschauer säumten die Laufstrecke, die Organisation lief routiniert und ohne nennenswerte Zwischenfälle und alle, die das Zielband sahen, waren glückliche Sieger. Gewonnen haben übrigens, so gut wie immer, die Profis aus Afrika, die eben in einer anderen Liga zuhause sind und das Preisgeld unter sich ausmachten.
Das zweite Großereignis fand nahezu unter Ausschluss der Öffentlichkeit auf dem Hardtberg, im Telekom Dome statt. Hier hatten sich über 2.500 Athleten, Betreuer und Organisatoren der ETU, der Europäischen Taekwondo Union aus 70 Ländern zum President’s Cup versammelt, um in vier Tagen ihre Sieger zu ermitteln und Weltcuppunkte zu erringen und um die Zulassung zu Europa- und Weltmeisterschaften zu kämpfen.
Sechs blaurosa Kampfzonen sahen über 1.000 Zweikämpfe in unterschiedlichen Gewichts- und Altersklassen. In den vier Tagen glich der Telekom Dome einem Feldlager. Jede Nation hatte ein Eckchen belegt, und wenn die eigenen Kämpfer antraten, gab es natürlich lautstarke Unterstützung von den Rängen. Bei sechs gleichzeitigen Kämpfen eine babylonische Kakophonie. Ansonsten: Disziplin und Konzentration. Bonner Zuschauer: nicht erkennbar. Bonner Repräsentanten: OB Ashok Sridharan am 2. Wettkampftag beim VIP-Empfang in der Rotunde. Offizielle Bonner Mitteilung: 7 Textzeilen im Newsletter der Bundesstadt mit Link zum Veranstalter (englisch).
Der 16. Deutsche Postmarathon in Bonn hat die ihm gebührende Aufmerksamkeit erfahren der ETU President’s Cup nicht.
Die Bundesstadt Bonn verpasste mal wieder die Chance, ihre internationalen Sportereignisse zu würdigen und sich dem Anlass entsprechend darzustellen. So flatterten nur die Fahnen der Telekom und eines Burgerbraters im Hardtberger Wind. Ist es eigentlich zuviel verlangt, wenn man fordert, dass die Stadt ihre Chancen nutzen sollte, um sich nach außen darzustellen?
Den stets herausgestellten internationalen Ambitionen der Bundesstadt tut man so keinen Gefallen. Ein paar Fahnen, einen Zentner Haribo-Gummibärchen für die jüngeren Teilnehmer und einen Empfang der Repräsentanten der 70 Nationen im Gobelin-Saal wäre wohl mindestens angemessen gewesen und hätte auch die überörtlichen Medien interessieren können und den Ruf der Stadt in der Welt gefördert.
Was macht eigentlich das für die Außendarstellung der Stadt zuständige Presseamt? Der OB nimmt zwar als engagierter Einzelkämpfer den Marathon und den President’s Cup wahr, nötig wäre aber wohl eine deutliche Ansage an seine PR-Abteilung gewesen. Oder reicht es der Stadt aus, nur in den örtlichen Medien präsent zu sein?
H. A.