Das Amt für Wirtschaftsförderung unterstützte den Wunsch von Bonnorange, die Großmarkthalle Beuel zu erwerben und die dortigen Händler nach unbekannt zu verlagern. Angeblich hatten große Händler schon neue Mietverträge. Angeblich hat man anderen Händlern Ersatzflächen an anderen Orten benannt. Die Halle, die vor Jahren extra zu diesem Zweck erbaut wurde, nachdem der Bonner Großmarkt stillgelegt wurde, schien in Kürze sowieso frei zu werden, wenn man Stellungnahmen des Amtes für den Stadtrat glauben durfte. Die städtische Bonnorange sucht dringend Platz für einen Wertstoffhof, um die geforderten Abfall-Trennungsquoten zu erreichen, und auch für ein Salzlager für den winterlichen Streudienst in Beuel. Seit Jahren, so wurde gesagt, konnten für Bonnorange keine geeigneten Flächen gefunden werden. Doch für die Händler fänden sich Flächen – das überrascht.
Die betroffenen Händler, von uns und anderen Fraktionen unmittelbar befragt, widersprachen vehement. Es gebe keine geeigneten Alternativangebote, niemand habe schon neue Mietverträge geschlossen oder verabredet, und die Halle sei durchaus gut genutzt. Immerhin 14 Unternehmen mit rd. 70 Mitarbeitern arbeiten dort. Manche Firma war schon vor wenigen Jahren vom alten Schlachthof an der Immenburgstraße vertrieben worden, der seitdem verfällt, ohne dass sich dort bisher irgendetwas gerührt hat.
So war denn zu befürchten, dass ein großes städtisches Unternehmen zahlreiche Privatbetriebe durch das Bieten besserer Konditionen verdrängt. Diese Betriebe offerieren allerdings relativ einfache Arbeitsplätze im Bereich der Helfer-Jobs-Suchenden, von denen in Bonn Mangel herrscht, weshalb wir dort eine hohe Langzeitarbeitslosigkeit haben. Konsequenz wäre, dass einige Betriebe schließen, andere Betriebe in den Kreis Rhein-Sieg ziehen, wir Gewerbesteuerzahler verlieren, dafür aber mehr Arbeitslose zu versorgen hätten. Das darf nicht sein und so darf die Wirtschaftsförderung in Bonn nicht agieren. Und was soll man als Stadtverordneter glauben, wenn die amtlichen Vorlagen etwas völlig anders darstellen als die Betroffenen. Korrekte und belastbare Information sowie faires Verhalten gegenüber den Bürgern sollte oberstes Gebot sein. Beides wurde in dieser Sache vermisst. Der Rat lehnte daher die Umwidmung der Großmarkthalle in einen Wertstoffhof in geheimer Abstimmung ab – mit drei Stimmen Mehrheit, unsere drei Stimmen waren dabei.
HFR