Die Frage nach muslimischem Frauenschwimmen hinter Vorhängen im neu geplanten Wasserland-Bad sorgte in Bonn für große Diskussionen in der Bevölkerung. Der Rat selbst hatte sich mit dem Thema noch gar nicht auseinandergesetzt und auch in seiner Sitzung am 30. Januar wurde das Thema vertagt, da bis zur geplanten Fertigstellung des Bades noch eine längere Zeit vergehen wird.
Verständlich ist, dass sich manche Frauen spezielle Schwimm-Zeiten ohne Herren wünschen, wie es das auch bei Saunen gibt. Aus welchen Gründen auch immer. Auch stellt niemand die Freiheit infrage, Vereine zu gründen, auch solche für Frauenschwimmen. Da muss man pragmatisch mit Entgegenkommen beider Seiten, der Stadt und dem Verein, nach Lösungen suchen.
Wenn man allerdings liest, dass zu diesem Zweck im Frankenbad am Samstagnachmittag ein Teil des Bades mit Vorhängen abgeteilt wurde, und wenn man dann vermuten muss, dass eventuell Ähnliches für das geplante neue, 60 Millionen Euro teure Wasserland-Bad vorgesehen sein könnte, muss man sich schon sehr wundern. Wahrscheinlich ist das Wochenende doch der Zeitraum, an dem das Bad regelmäßig besonders viele Besucher anlockt. Von daher erscheint es unwahrscheinlich, dass am Samstagnachmittag überhaupt ein Teil des Bades für nicht öffentliche, private Vereinszwecke abgetreten werden kann.
Das geplante Bad zeichnet sich aus durch eine transparente Architektur mit viel Glas, dass bekanntlich der teuerste Teil der Außenhülle eines Gebäudes ist und auch die aufwändigste Energiebilanz hat. Dies durch Vorhänge aufzuheben, beeinträchtigt die architektonische Wirkung, und es hätte billigere Architektur gegeben. Vor allem muss man die Wirkung solcher blickdichten Abtrennungen auf die normalen Besucher bedenken, wenn sich eine Gruppe von ihnen abschottet, weil sie sich von deren Blicken belästigt fühlt. Vielen verdirbt das den Spaß.
Wenn ein Schwimmverein für sich, ungesehen von der Außenwelt, schwimmen möchte, sei es in umfangreicher Kleidung – oder vielleicht auch FKK ? – dann sollte man dafür Zeiten finden, in denen Bäder üblicherweise recht leer sind und man sollte solche Schwimmhallen suchen, die das von ihren Räumlichkeiten her leicht erlauben, ggf. auch Schulschwimmbecken. Dass die Vereinsmitglieder dann evtl. einen weiteren Weg in Kauf nehmen müssen, macht da nichts.
Bedauerlich wäre, wenn die Verwaltung versucht haben sollte, unauffällig Weichen zu stellen, um dann ohne eine klare politische Willensbildung im Rahmen des normalen Verwaltungsgeschäftes später selbst zu entscheiden. In der gegenwärtigen Zeit spielt die Frage der Integration eine große Rolle, sie beschäftigt viele Menschen und ist somit sehr politisch. Wir wollen und sollten Integration ermöglichen, niemand will sie erzwingen. Wer sich aber segregiert, muss selber die Konsequenzen tragen.