Stickoxid-Belastung bei Inbetriebnahme der großen Klärschlamm-verbrennungsanlage an der MVA
63 kg Stickoxide, die jeden Tag den Schornstein der KVA verlassen, falls die Variante IV realisiert würde, klingen zunächst nicht gefährlich. 63 kg sind aber 63 Milliarden Mikrogramm, eine Zahl mit 9 Nullen. Wenn man bedenkt, dass schon 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft die zulässige Obergrenze des Schadstoffgehaltes an Stickstoffdioxid ist und dass eine höhere Belastung als extrem gesundheitsgefährdend gilt, sind 63 Milliarden Mikrogramm sehr viel. Bei Windstille und Inversionswetterlage würden diese 63Milliarden Mikrogramm Stickoxide sich überwiegend über Bonn verteilen. Wir müssen auch berücksichtigen, dass der Schornstein der KVA, der nur die halbe Höhe des Schornsteins der MVA haben soll, bei diesen Extremwetterlagen innerhalb der Inversionsschicht wie unter einer Glasglocke die Abgase entlässen würde. Dies wird zur Folge haben, dass wir häufiger als bisher die zulässigen Grenzwerte überschreiten werden, dadurch möglicherweise häufiger Fahrverbote erteilen müssen und dass wir grundsätzlich eine höhere Belastung der Bonner Luft haben werden mit den Folgen der steigenden Atemwegserkrankungen. Der Stadtbezirk Bonn hat eine Fläche 64,2 qkm = 64,2 Mill. qm. Die kritisch Höhe der Inversionsschicht liegt bei ca. 100. Dies bedeutet, dass sich die Abluft aus der KVA auf ca. 6,4 Mrd. cbm Luft verteilen würde. Damit blieben an Zusatzbelastung aus der KVA für jedem Kubikmeter Luft über Bonn 10 Mikrogramm Stickoxide pro Tag. Und selbst, wenn die Hälfte durch geringen horizontalen Luftaustausch in die Umgebung von Bonn verfrachtet wird, sind es immer noch 5 Mikrogramm zusätzlich. Berücksichtigen sollte man auch, dass im Winter öfters an mehreren Tagen durchgängig Inversionswetterlage vorherrscht, so dass man von einer Akkumulation von Tag zu Tag ausgehen muss. An den Tagen, an denen ohne die geplante große KVA z.B. 35 Mikrogramm an der Reuterstraße gemessen werden, müssen wir davon ausgehen, dass mit den Emissionen der KVA der Grenzwert von 40 Mikrogramm häufiger überschritten wird. Wir müssten also mit einer deutlichen Steigerung der Fahrverbote rechnen. Dabei sind die Fahrverbote nicht das Schlimmste, sondern schlimmer ist die krank machende Wirkung der Stickoxide, die sich nicht an den Grenzwerten orientiert.
Elisabeth Struwe, Bezirksverordnete Bonn und Mitglied des Ausschusses für Umwelt und Verbraucherschutz