Anmerkungen zum geplanten Beethoven-Festspielhaus

Von | 28. Januar 2015

Seit mehr als sieben Jahren wird über ein privat zu finanzierendes Festspielhaus zu Ehren des berühmten Sohnes der Stadt Bonn diskutiert. Rechtzeitig zu seinem 250. Geburtstag im Jahr 2020 soll es fertig werden.

Wer wollte da nicht freudig JA sagen, wenn uns Bonnern ein solch großzügiges Geschenk gemacht werden soll!

Seit mehr als sieben Jahren wird über ein privat zu finanzierendes Festspielhaus zu Ehren des berühmten Sohnes der Stadt Bonn diskutiert. Rechtzeitig zu seinem 250. Geburtstag im Jahr 2020 soll es fertig werden.

Wer wollte da nicht freudig JA sagen, wenn uns Bonnern ein solch großzügiges Geschenk gemacht werden soll!

Die Baukosten dieses Geschenks sind vom Hauptsponsor (Deutsche Post-DHL) noch vor der Baukostenschätzung apodiktisch auf netto 70 Millionen Euro festgesetzt worden. Dazu kommt die Inneneinrichtung mit nochmals 15 Millionen Euro. Gesamtkosten (heutiger Stand): 85 Millionen Euro.

Die Protagonisten des Festspielhauses sind merkwürdig zurückhaltend, wenn nach dem Stand der Baufinanzierung gefragt wird und auch der Generalanzeiger schreibt recht zurückhaltend (am 26.1.2015), daß die Post die reinen Baukosten mit rund 70 Millionen Euro angibt und selbst 30 Millionen Euro beisteuern will.

Die Fördersumme der anderen Protagonisten ist von diesen bis heute nur sehr vage mit ca. 6 Millionen Euro beziffert worden, und selbst wenn es ihnen gelingen sollte, in den nächsten Monaten mit Hilfe vieler kleinteiliger Maßnahmen 10 Millionen Euro zu erreichen, werden es insgesamt nur 40 Millionen Euro sein, also nicht einmal die Hälfte der heute geschätzten Baukosten in Höhe von 85 Millionen Euro.

Hinzu kommen Kosten für die Baureifmachung des Grundstücks und Umfeldarbeiten von bis zu 8,45 Mio. € (Angaben der Stadtverwaltung, vgl. GA vom 25.6.2014). Die Stadt will ihren Anteil auf 4,4 Mio. deckeln und für den Rest Fördermittel beim Land (NRW) beantragen. Wann ein Antrag gestellt wird und wie hoch die Fördermittel dann sein werden, ist noch nicht bekannt! Schon im Blick auf die Bereitstellung des Grundstücks ist also ein großer Teil der Kosten noch ungedeckt.

Heiner Küpper, der Berater der Deutschen Post-DHL, sagte dazu: „Nur wenn Ende 2015 die Finanzierung für Bau und Betrieb sicher sind und die Kosten von 70 Millionen für das Gebäude nicht überschritten werden, bauen wir, sonst bauen wir nicht.“ (vgl. promediare, 3.12.2014).

„Alle wollen das Festspielhaus“ sagt der Bundesabgeordnete Kahrs, SPD-Obmann im Haushaltsausschuß des Deutschen Bundestages (vgl. GA vom 26.1.2015), aber keiner will die mindestens 85 Millionen Euro dafür finanzieren möchte man hinzufügen.

Im Übrigen ist sehr zu bezweifeln, dass die 85 Millionen Euro Baukosten realistisch sind. In Paris war bei dem gerade fertig gestellten neuen Konzerthaus mit 100.000 Euro Kosten je Sitzplatz und insgesamt mit 240 Mill. Euro gerechnet worden und es wurden am Ende 380 Mill. Euro – notabene deutlich weniger als in Hamburg. Wenn man in Bonn mit 170 Mill. Euro plante, wäre das gar nicht allzu hoch im Vergleich.

Der Rat der Stadt Bonn hat am 23.6.2014 die Bereitstellung eines Grundstücks für das Festspielhaus unter folgenden Voraussetzungen beschlossen: Die Finanzierung sowohl der Baukosten als auch der Betriebskosten muß gesichert sein. Unter diesen Voraussetzungen will die Stadt 4,4 Millionen Euro für die Baureifmachung, die insgesamt ca. 8,5 Millionen Euro kosten soll, zur Verfügung stellen.

Die Baufinanzierung ist aber bis heute alles andere als gesichert. Die immer wieder erwähnte Förderung des Bundes bezieht sich nicht auf den Bau, sondern, unter bestimmten Voraussetzungen, nur auf die Betreiberstiftung.

Wie steht es zur Zeit mit der Finanzierung des Betriebs dieses privat zu finanzierenden Projektes?

Auf einen Businessplan wartet die Öffentlichkeit bis heute. Frühere Schätzungen (2008) sprachen von jährlich ca. 13 Millionen Euro Kosten für den Betrieb.

Eine feste Einnahmequelle soll sich aus den Zinsen einer, noch zu gründenden, Betreiberstiftung ergeben. In diese Stiftung will der Bund unter gewissen Voraussetzungen 39 Millionen Euro einbringen. Andere Stifter haben insgesamt 8,5 Millionen Euro zugesagt, also insgesamt 47,5 Millionen Euro. Selbst wenn man optimistisch mit 2% Zinsen kalkuliert, werden dies jährlich nicht mehr als 0,95 Millionen Euro sein.

Wie die restliche Summe erwirtschaftet werden soll, steht in den Sternen. Ein von der Post in Auftrag gegebener Businessplan will uns das demnächst vorrechnen.

WM